Geschichte des Rennens:
Vor einigen Jahren suchte eine Gruppe begeisterter Schlittenhundeführer ein Gebiet, welches mit Schneebedingungen, Streckenprofil und kooperativen Behörden geeignet zur Organisation von einem Schlittenhunderennen ist. Einen idealen Ort, der allen Anforderungen entsprach, fanden sie in Destne im Adlergebirge. Und so wurde das erste Rennen im Februar 1997 gestartet.
Noch vor dem eigentlichen Rennen, einen Tag vor dem Start, entliefen dem Rennleiter Pavel Kucera 2 Hunde. Einer der Siberian Huskies mit Namen edivák wurde im benachbarten Ort erschossen. Zur Erinnerung an dieses traurige Ereignis wurde das Rennen nach diesem Husky benannt:
"ediváckuv Long"
Von diesem Zeitpunkt an wird das Rennen jedes Jahr gefahren und gilt in Musherkreisen als schwerstes Longtrailrennen der Tschechischen Republik.
Charakteristik des Rennens:
4 Tages Etappen auf den Kämmen das Adlergebirges, mit einem Biwak.
Das Rennen wird als Republikmeisterschaft gefahren. Mit internationaler Beteiligung aus Slowakei, Polen, Deutschland und Österreich. Diese Jahr haben wir sogar schon Anmeldungen aus den Niederlanden, Belgien und der Schweiz.
Fotos auf dieser Seite: © Miroslav Kubecek
Ein Artikel von Kurt Sprenger veröffentlicht im Schlittenhundmagazin
|
Harte
Tage - lange Nächte |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Detne v Orlických, ein Skizentrum am Fusse des Adlergebirges (ca. 25 km südöstlich von Náchod) an der tschechisch-polnischen Grenze (E 67 Prag-Wroclaw), war in diesem Jahr vom 23.-27. Januar Austragungsort der 6. tschechischen Meisterschaften in Longtrail und Middle-Distance. Der Longtrail im tschechischen Adlergebirge (Orlické hory) wird schon lange als Geheimtip gehandelt. Christoph Kuhn schwärmte schon vor zwei Jahren von diesem tollen Rennen, ebenso Daniel Biniara, der ein Jahr später da war und von der Organisation total begeistert war. Ein tolles Rennen im internationalen Schattendasein? | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
In diesem Jahr waren gleich fünf deutsche AGSD-Longtrailer - erfolgreich - am Start zusammen mit zwei österreichischen, zwei polnischen, einem slowakischen und 21 tschechischen Mushern.Start, Ziel, Stake-out und das ganze Leben außerhalb des eigentlichen Rennens und insbesondere die langen Nächte spielen sich in und um die Pension Krýstina ab. Meterhoher Schnee, trotz vorausgegangem Regen! Es herrschte drangvolle Enge auf dem Stake-out-Platz, wo es nur dem einfühlsamen Erfindungsreichtum der ständig präsenten Einweiser zu verdanken war, daß alle Musher untergebracht werden konnten, ebenso im Speisesaal der Pension und auf den Straßen, auf denen man sich infolge der hohen Schneemauern und relativ dichtem Autoverkehr nur wenig bewegen konnte. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Der erste Start am Mittwochmorgen war für die Musher wie eine Befreiung. Der 45 km lange Trail führte zunächst von der Pension Krýstina (ca. 600 m) in den Ort, wo die Musher von Einheimischen, Touristen und vor allem den Kindern mit Beifall begrüßt wurden. Dann begann der Anstieg ins Adlergebirge. Zunächst waren etwa 300 Höhenmeter zu überwinden bis zur berüchtigten Toboggan-Abfahrt, einem engen und steilen Kanal, der von den Musher alle Fahrkünste abverlangte. Danach begann der Aufstieg von neuem, hinauf zum Hauptkamm (1015m), der die Grenze von Tschechien zu Polen bildet. Auf der freien Kammfläche wurden die Musher an allen Tagen von stürmischen Winden empfangen, die Hunde und Schlitten jeweils hangabwärts bliesen und die es fast unmöglich machten, auf dem Trail zu bleiben. Gefürchtet war auch eine zwei km lange Eisplatte auf der es fast kein Halten gab. nicht zu vergessen die ´Buckelpiste´ vor der Einfahrt in den Toboggan, harte und glatte Buckel in so kurzen Abständen, daß der Schlitten ständig mal von links nach rechts und von rechts nach links abrutschte und die schnellen, unvorhersehbaren Wechseln des Zugseils zwischen Spannung und Entlastung auch den Hunden zu schaffen machten. Führte der Trail entlang des Hauptkamms zunächst entlang den Bergstationen vieler Skilifte, so folgten später steile Abfahrten und Anstiege durch waldreiche Zonen. Den Abschluß bildete eine Steilabfahrt über ca. 300 Höhenmeter direkt zurück zur Pension Krýstina. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Der erste Tag wurde schnell gefeiert und noch bevor am späten Abend die Musherband zu Flöte und Gitarre griff erreichte die Stimmung erste Höhepunkte und angesichts reichhaltiger und inhaltsreicher Getränke war das Ende der Fete erst nach Mitternacht abzusehen. Gefahren wurde in dem offenen Rennen - nach Regeln der FISTC und des CMSKSP. Das Pflichtgewicht von 6 kg je Hund wurde bei jedem Zieleinlauf kontrolliert. Mitzuführen war gemäß Reglement das Pflichtgepäck, daß bei Schwierigkeiten schützen und Selbsthilfe ermöglichen soll. Das Rennen wurde in drei Kategorien ausgefahren, LT1 (Vierhundeklasse, reinrassig), LT 2 reinrassig, 5-8 Hunde und LT 2, nicht reinrassige Gespanne, 5-8 Hunde. In der Vierhundeklasse setzten sich Roman Novotný und Jana Henychová an die Spitze vor Margrit Mader, während Elke Schiller und Daniel Biniara die Führung in LT 2 übernahmen. Während am ersten Tag noch warme Temperaturen für einen tiefen Trail sorgten, bei dem insbesondere die schweren Hunde ständig einbrachen, war die Piste am zweiten Tag hart gefroren. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Diesmal führte der Weg über 55 km in den polnischen Wintersportort Zieleniec, mehrfach hinab und hinauf über Skihänge. Auch der Biwakplatz befand sich auf einem Steilhang. Die Musher mußte sich zwischen den wenigen Sträuchern und Bäumen nach einem halbwegs ebenen Plätzchen umsehen. Den Abend (oder die halbe Nacht?) verbrachten die Musher in einer urgemütlichen Bergkneipe; am Ende stand fest, daß im nächsten Jahr auch eine Etappe in Polen gefahren und hier gefeiert wird. Die Biwaknacht selbst hatte es in sich. Nach dem die Temperaturen über null Grad angestiegen waren, fing es in der zweiten Nachthälfte an zu regnen gefolgt von Frost und gegen Morgen Schneefall, für die Hunde also arg unangenehm. eine Biwaknacht also, die es in sich hatte. Die 60 km lange dritte Etappe sollte im Zeichen von Solidarnosc durch Polen führen. Darauf mußte jedoch verzichtet werden, da es auf polnischer Seite noch keine Erfahrung mit Schlittenhunderennen gab. Es ging deshalb zurück auf den Hauptkamm der Mittleren Sudeten, auf dem dann die Kammschleife zweimal gefahren wurde. Kein Wunder, daß die Gespanne am frühen Morgen 300 Höhenmeter Piste aufwärts nur mühsam in die Gänge kamen. An diesem Tag gelang es Dietmar Tonndorf aus Masserberg in der 4-Hundeklasse Margrit Mader vom dritten Platz zu verdrängen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Der Abend des dritten Tages bildete dann den Höhepunkt der tschechischen Meisterschaften. Bereits am Nachmittag wurde um die besten Sitzplätze gekämpft´ und als dann am Abend die Band loslegte kochte die Stimmung, da wurde getanzt und gelacht und die Anstrengungen der vorausgegangenen Tage schienen vergessen. Eisern: Alle Iron-Sled-Dog-Wo/men-Anwärter waren am nächsten Morgen wieder am Start. Schnelle Wetterumschwünge sind im Adlergebirge keine Seltenheit. Das bekamen die Musher am vierten Wettkampftag zu spüren. Auf dem Hauptkamm tobte ein Orkan, es gab teilweise massenhaft Neuschnee, so daß die Pistenraupe im Schnee steckenblieb. Aus Sicherheitsgründen wurden weite Teile des Kammes von der Bergwacht gesperrt, so daß der Trail um 25 km gekürzt werden mußte. Mit insgesamt 185 km Länge endete so ein spannendes Rennen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Im Longtrail haben die AGSD-Musher
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Der Longtrail im Adlergebirge wird seit 1997 durchgeführt. Es ist das Rennen von Pavel Kucera und Andrea Müller. Ihnen ssind damals zwei Siberian Husky entlaufen, einer wurde von Jägern erschossen. Im Gedenken an dieses Ereignis trägt das Rennen den Namen des Hundes: ediváckuv Long. Veranstalter ist der MusherClub Long Haird Tails (on caps) und ohne eine große Zahl freiwilliger Helfer könnte es dieses Rennen nicht geben. ediváckuv Long ist ein Teil der Rennserie um den Titel des IRON SLED DOG MAN, den die Österreicher um Walter Treichl vor Jahren aus der Taufe gehoben haben. Landschaftlich ist der Trail einmalig. Abgesehen von den Strapazen der Strecke bietet der Trail immer neue beeindruckende Fernblicke, weit hinein nach Polen, wo eine Gebirgskette die nächste ablöst und bis an den Horizont weit in das tschechische Vorland. Höchster Punkt des Rennens ist die Velká Detna (Deschneyer Großkoppe) mit 1115 m. Von dort reicht der Fernblick bis ins Riesengebirge. Der Kamm des Adlergebirges war früher mit Wald bedeckt, aber die südwestlichen Wetterseiten sind heute praktisch durch Fernemissionen entwaldet. Die Orte sind malerisch in die engen Täler eingepaßt, es gibt noch viele landschaftstypische Holzhäuser, ein lohnendes Urlaubsziel also. Für Schlittenundesportler aber ist der Longtrail die Attraktion, ein Rennen, das die Herzen der Musher höher schlagen läßt, die auch das ursprüngliche der Schlittenhunderennen, die Auseinandersetzung mit oft schnell wechselnden Trailbedingungen und die Gemeinschaft mit gleichgesinnten Mushern suchen. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kurt Sprenger |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Serie extremer Schlittenhunderennen
Die steile Gondelbahn brachte mich auf eine Höhe von 2099 m ü NN. Ich nahm meinen Rucksack, den Fotoapparat und meine Daunenjacke (wer weiß, was mich hier erwartet) und verließ das Gebäude der Wildkogelbahnen. Ich kam an einer Menge neugieriger Zuschauer vorbei, die sich in ihre warmen Mäntel hüllten, an Skifahrern und einigen Fernsehkameras und machte mich auf den Weg entlang der Holzmarkierungen, welche die Rennstrecke kennzeichnen. Ich spürte den eisigen Wind an meinen Wangen als ich zum Gipfel des Wildkogel hinaufkeuchte, auf 2225 m ü NN, um dem Platz zu erreichen, von dem aus die heraufkommenden Rennteilnehmer zu sehen sind. Und da waren sie. Wie eine Gruppe kleiner schwarzer Punkte konnte ich die Schlittenhundegespanne am Fuß der Skiabfahrt erahnen. Tapfer zogen sie die Hundeschlitten diese letzte und härteste Steigung hinauf. Gemeinsam mit den Hunden schleppten sich die Musher (Hundeführer) den Berg hinauf. Einige gingen langsam neben dem Schlitten, andere schoben ihn, um den Hunden zu helfen und gemeinsam mit ihnen das Ziel, den Gipfel zu erreichen.
Iron Man- Der eiserne Mann! Wir alle wissen, was ein Sportler, der diesen Titel erhalten möchte, auf sich nehmen (muss), und welche Sportliche Leistung er vollbringen muss. Aber was können wir uns unter einem Iron Sled Dog Man vorstellen? Es ist ein eiserner Musher, ein Mann (oder eine Frau), welche auf dem Schlitten, gezogen von seinem Hundegespann, drei festgelegte Schlittenhunderennen in Mitteleuropa absolviert und das Ziel erreicht. (Er muss nicht gewinnen) Welche Rennen sind das? Das Wildkogel Longtrail und das Nockalm Longtrail beide in Österreich und Sedivackuv Long in Tschechien. Was ist so besonders an diesen Rennen, dass nur ein eiserner Musher sie bewältigen kann? Schauen wir sie uns näher an:
Die Marktgemeinde Neukirchen, der Schauplatz dieses harten Schlittenhunderennens, liegt im Alpengebirge der Tiroler Berge, unweit des berühmten Skizentrums Kaprun. Der Stake out, das Camp der Musher und der Anhängeplatz für die Hunde, befindet sich auf einer verschneiten Wiese unweit Neukirchens auf einer Höhe von 849 m ü NN. Von dort aus wird dieses Jahr schon zum siebten Mal der Wildkogel Longtrail gestartet, das Schlittenhunderennen bei dem sich die Musher nach einer ca. 15 km lange Schleife im Tal mit ihren Hunden auf den Weg zum Gipfel des Wildkogel machen, auf dem in einer Höhe von 2099 m Ü NN das Ziel liegt. Sie bewältigen somit einen unglaublichen Höhenunterschied von 1250 m! Die schnellsten Gespanne, die sprichwörtlich den Berg hinaufrennen, benötigen dazu nur 1,5 Stunden. Wer hat dieses außergewöhnliche Rennen erschaffen? Es war Walter Treichl, der im Jahre 1994 auf die Idee kam, ein Schlittenhunderennen zu organisieren, wie es noch keines in Europa gab.Mit einem Freund zusammen nahmen sie im Sommer die Fahrräder und machten sich auf ins Gebiet des Wildkogels, um nach einer geeigneten Strecke für ein solches Rennen zu suchen. Es gelang ihnen einen, Trail vom Tal bis zur Bergstation auszustecken, doch dann gab es eine die Schwierigkeit. Es gab keinen anderen Weg die Gespanne wieder ins Tal zurückzubringen. Es ging nicht darum, dass die Hunde den Berg nicht hinunterlaufen könnten, es gab keinen Weg. Die gleiche Strecke entgegenzufahren, ist nicht möglich, da es zu Kollisionen der Gespanne untereinander kommen kann. Und dass alle im Ziel warten, bis der Letzte ankommt - ist auch keine Lösung, da nicht genug Platz auf dem Gipfel ist und das Starterfeld zeitlich sehr auseinandergezogen ist.Was nun? Zum Glück lernte Walter bei der Vorbereitung zu diesem Rennen jemanden kennen, der diese Hürde zu bewältigen wusste. Die Hunde werden mit der Gondelbahn ins Tal gebracht. Und so konnten die Zuschauer in den letzten Jahren beobachten, wie die Hunde nach Abschluss dieses anstrengenden Rennens aus dem Gespann genommen werden und mit Leinen in Gruppen bis zu vier Hunden in die Kabinen einsteigen. Unten im Tal wurden sie durch Mithilfe vieler Helfer in die bereitgestellten Anhängerboxen geladen. Die Schlitten wurden separat mit Lastenkabinen abtransportiert. Beim Rennen dieses Jahr kam es zu einer Veränderung. Es wurde eine neue Strecke freigegeben und die Gespanne konnten nach der Zieldurchfahrt die Abfahrt antreten. Hier ist zu erwähnen, dass die Abfahrt nicht mehr zum Rennen gewertet wurde. Den Veranstaltern war es wichtig, dass keiner ins Tal hetzt und jeder Musher mit seinen Hunden sicher das Tal erreicht. Es bestand natürlich weiterhin die Möglichkeit, erschöpfte Rennteilnehmer und Hunde mit der Gondel ins Tal zu bringen.
Im gleichen Jahr, als der Wildkogel Longtrail organisiert wurde, erfuhr Walter, dass im Gebiet der Nockalm ca. 120 km südlicher ein ähnliches Rennen veranstaltet werden sollte. Walter setzte sich mit den Organisatoren in Verbindung und gemeinsam erarbeiteten sie einen Trail, der genauso wie der Wildkogel einem extremen Rennen entsprach. Worum geht es? Der Nockalm Longtrail, wie sich das Rennen nennt, zeichnet sich nicht nur durch den zu bewältigenden Höhenunterschied aus, sondern auch durch die technisch sehr anspruchsvolle Streckenführung. Der Start befindet sich im Städtchen Innerkrems, auf einer Höhe von 1480 m ü NN. Von da aus geht der Trail in stetigem Anstieg bis zur Scharte auf 2240 m ü NN. Und genau diese Scharte, die der tschechische Musher Vladimir Paral, nachdem er sich dort raufgeschleppt hatte, Chilkhod taufte ist der meistgefürchtete Abschnitt des Rennens. Es folgt nämlich eine steile, fast senkrechte Abfahrt mit mehreren Kurven. Auch die Organisatoren nahmen diesen Streckabschnitt sehr ernst und platzierten gleich mehrer Helfer auf diesem gefährlichen Teil. Ich verbrachte an dieser exponierten Stelle einen ganzen Renntag und kann sagen, dass es ein Erlebnis war. Die Hunde hatten keine Schwierigkeiten, den Berg herunterzukommen, dies kann man aber nicht von allen Mushern sagen. Ihre größte Sorge war, das Gleichgewicht auf dem Schlitten zu halten, und den ihn soweit zu bremsen, dass er die Hunde nicht überrollt. Eine Kunst war es, die steilen Kurven so auszufahren, dass sich der Schlitten nicht den Weg mit einem Sturzflug abkürzt. Ich sah Musher langsam und vorsichtig dem Hang herunterkommen, ich sah aber auch bravuröse Abfahrten perfekt eingespielter Gespanne und ich sah Schlitten der Berg herunterrollen eingehüllt in eine große Schneewolke. Nachdem die Hunde diesen schweren Teil der Strecke absolviert hatten, erwarteten sie als Belohnung mehrere Kilometer ruhigerer Fahrt im Nationalpark der Nockberge. Das Ziel erreichten sie nach 35 km Rennstrecke. Es war vor zwei Jahren, als Walter sich entschloss, diesen beiden Rennen ein weiteres, ähnlich anspruchsvolles anzuschließen. Er nahm den Terminkalender und suchte unter den europäischen Rennen nach einer geeigneten Veranstaltung. Seine Wahl fiel letztendlich auf Sedivackuv long in Tschechien.
Ins Leben rief dieses Rennen der böhmische Musher Pavel Kucera. Im Jahr 1996 suchte er, ähnlich wie Walter, einen Platz, an dem er ein Langstrecken- Rennen organisieren könnte. Und er fand ein ideales Gebiet und hilfsbereite Leute in Destne im Adlergebirge. Was ist an diesem Rennen so außergewöhnlich? Und kann überhaupt das kleine tschechische Gebirge mit den Alpen konkurrieren? Die Antwort ist ja. Auch wenn das Adlergebirge nicht sehr hoch ist, liegt der Start und das Ziel dieses Rennen auf 600 m ü NN. Der höchstgelegene Punkt (des Rennens) liegt auf 1150 m ü NN und das Gebiet ermöglicht eine Streckenführung, welche die Fahrkünste eines jeden Gespannes auf die Probe stellt. Der zu absolvierende Höhenunterschied ist nicht groß, aber er muss mehrmals bewältigt werden. Hat man mühsam den ersten Kamm erreicht, folgt gleich im Anschluss eine Abfahrt und der Anstieg beginnt von Neuem. Das Rennen führt über enge gewundene Waldwege, aber auch über große entwaldete Plateaus, auf denen man mit stürmischem Wind zu kämpfen hat. Ein häufiger Gast dieses Rennens ist auch der Nebel. Es gibt Momente, an denen der Musher sich ganz auf seine Hunde verlassen muss und auf ihren Instinkt, der richtigen Fährte zu folgen. Sedivackuv long ist keine Wochenendangelegenheit, sondern ein Etappenrennen, das 4 Tage dauert, mit einer Gesamtstreckenlänge von über 200 km und einem Biwak. Das heißt, dass der Musher an zwei Renntagen seine ganze Ausrüstung mitzuführen hat. Ein Zelt, Schlafsack, Isomatte und Kocher, bis hin zur Verpflegung für sich und seine vierbeinigen Gefährten. Das Gewicht des Schlittens ist dadurch sehr hoch und die Lenkeigenschaften verändern sich. Beim Rennen des letzten Jahres waren sich die Teilnehmer einig, dass es sich um das schwerste Rennen handelt, dass sie je gefahren sind. Dies ist natürlich für die Organisatoren des Sedivackuv Long eine Bestätigung. IRON SLEDDOG MAN ist also eine Angelegenheit für erfahre Musher, die mit ihren Hunden ein eingespieltes Team bilden und die in der Lage sind auf jede Überraschung auf dem Trail zu reagieren. Und noch eines haben diese Leute gemeinsam - Souveränität mit der sie alle Probleme lösen. Probleme? dieses Wort kennen sie nicht....
Es dauerte einen Augenblick, bis die sich bewegenden schwarzen Punkte zuSchlittenhundegespannen verwandelten. Und noch einen Moment, bis ich den Musher mit seinem Rudel erkannte. Als er zu dem Platz kam, an dem ich mit meinem Fotoapparat stand, brachte er seine Hunde zum Stehen. Diese hatten nichts gegen die kleine Pause und auch er stütze sich auf den Schlitten, um etwas auszuruhen. Durch den eisigen Wind stieg aus seinem verschwitzten Shirt Dampf auf und auf seiner Stirn standen Schweißperlen. Es ist wahnsinnig, stöhnte er, als er zu Atem kam, wahnsinnig aber wunderschön. Als er das sagte, deutete er mit der Hand auf das Alpenpanorama und machte sich mit seinen Hunden weiter auf den Weg zum Gipfel des Wildkogel.
Text: Dr. Miroslav Kubecek
Übersetzung aus dem Tschechischen: Andrea Müller Kucera
Anhang: die Beschreibung des Nockalm Longtrails bezieht sich auf
das Rennen im Jahr 2001.
Artikel erschienen im Schlittenhund Magazin